Samstag, 8. November 2014

wegen Überfüllung ...

In den letzten Tagen war das leere Nest wegen Überfüllung geschlossen :)
Dienstag klagte mein Töchterlein aus der Ferne über Bauchweh und ich fragte mütterlich, ob ich sie zu mir holen und pflegen solle.
Sollte ich und tue ich seither.
Für ihr Bauchweh hatte ich Zwieback, Fencheltee und ähnliches eingeplant, aber erstaunlicher Weise stopft sie lieber Lachs und Smoothies in sich hinein.
Ihre Bauchschmerzen kennen wir schon.
Die sind durchaus real und schmerzhaft und suchen sie bei jeder großen Lebensveränderung mit Leistungsdruck heim.
Wechsel von der Grund- auf die weiterführende Schule zB oder auch nach dem Highschool-Jahr beim Wechsel in die Oberstufe des Gymnasiums.
Da war es besonders heftig und ich zog sie sozusagen eigenmächtig aus dem Verkehr.
Bei der Berührung ihrer kalten Stirn, sagte ich "Fieber! - da brauchen wir gar nicht zu messen!" und beim verständigen Hausarzt suchten wir gemeinsam eine Diagnose, mit der die junge Dame immer mal wieder ein paar Tage ungestraft ausfallen konnte.
Diese Bauchschmerzen kommen in abebbenden Wellen.
Dies ist gerade schon der 2. Pflege-Aufenthalt bei Muttern ...
Insgeheim freuen wir uns beide darüber - was natürlich auch gleich wieder viel Druck nimmt.
Gestern ging es ihr gleich wieder soooo gut, dass sie einen Ausflug zu Ikea vorschlug.
Wenn ich sie nachher nach hause bringe, hat sie gleich einen neuen Schreibtisch, ein Billy-Regal, einen Schreibtischstuhl und einen grünen Wäscheschrank dabei. Wir müssen auf dem Weg bei noch einem Ikea anhalten, da der Ikea von gestern das Schuhregal nicht da hatte.
Immerhin hatten die den grünen Wäscheschrank, der selten zu haben ist.
Wir müssen dann noch ihren Koffer und einen Karton mit Vorräten ins Auto bekommen.
Wer immer Tetris erfunden hat, war ein Ikea Kunde ...

Mein Sohn ist angesichts seiner "sie bemuttert mich!"-Schwester prompt zu einem Kumpel geflohen, dessen Eltern im Urlaub sind.
Offiziell wohnt der Kumpel näher an der Schule und da die Lokführer streiken und Klausuren an den Streiktagen geschrieben wurden, kam er so besser in die Schule.
Aber ich weiß, dass er schlicht vor seiner Schwester geflohen ist ...
Das war auch besser so, denn ich hatte einem netten Syrer im Flüchtlingscafe einen Koffer versprochen.
Er und seine Familie kommen von unserem Lager nun in ein "für länger"-Lager und da sind Koffer immer eine begehrte Sache.

Koffer, Rucksäcke, warme Jacken und Mäntel, Jeans, Turnschuhe, warme Schuhe, Pullover - falls jemand sinnvoll spenden möchte.
Wir wühlen uns vor jedem Cafe durch Altkleiderspenden, die sicher nett gedacht, aber herzlich sinnlos sind.
Die Flüchtlinge, die bei uns ankommen, sind meist Menschen, die in Syrien mitten im modernen Leben standen - und keine Neandertaler aus irgendeiner finsteren Höhle.
Hochmotivierte Leute, die hier zu gerne rasch Fuß fassen, sich schnell wieder etwas aufbauen und ihr Leben fortsetzen möchten.
Statt dessen werden sie erst einmal von einem Lager ins nächste gesperrt und zu Untätigkeit und Langeweile verurteilt.
Wer da jammert, was an "die" für Geld verschwendet wird, sollte bitte bedenken, dass diese Flüchtlinge es absolut nicht auf unsere Almosen abgesehen haben, sondern lediglich einen Platz brauchen, wo sie und ihre Familien ungefährdet leben können.
Je nach Fluchtweg kommen die hier mit genau ihrer Kleidung am Leib an und mit sonst gar nichts.
Schau gerade mal an Dir runter und überlege, wie Du genau so, wie Du jetzt bist in einem Land mit einer anderen Kultur und Sprache abgeworfen wirst und versuchen darfst Dir Dein Leben wieder aufzubauen.
Ich bewundere den Mut jedes einzelnen Flüchtlings!
Aber ich verstehe auch die Sorgen der Leute, in deren Nachbarschaft plötzlich ein neues Lager eröffnet wird.
500 teils traumatisierte, zur Untätigkeit und Langeweile verdammte Menschen mit ungewisser Zukunft, sind absolut eine Herausforderung für einen Vorort mit gerade mal 4.600 Einwohnern.
Noch dazu, wenn die Leute in einer Kaserne mit noch laufender Schießanlage untergebracht werden.
Tja, und wer kümmert sich prompt und emsig um die Fragen der Einwohner?
Die NPD ...
Gruselig - und ich fand es toll, wie wehrhaft dieser Vorort auf die braune "Verlockung" reagierte.

Ach Mensch, ich weiche gerade meilenweit vom Koffer ab.
In dem hatte mein Sohn bei einem Aufräumen wohl ein Viertelpfund Unordnung untergebracht, auf den Dachboden geschafft und vergessen. Es war, als hätten wir eine Zeitkapsel geöffnet.
Sind Kinder nicht etwas Wunderbares?
:)

Was ich sagen wollte:
ab morgen ... geht es hier weiter mit Diät, Sport, Entrümpeln und Sinnsuche ...
wie immer ... ab morgen ... ganz bestimmt!

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